27. November 2016

Graduation Ceremony


Hallo ihr Lieben,

Heute ist der Advent, das ist so unwirklich, das ich es gar nicht wirklich fassen kann. Hier ist es immer noch total heiß, sodass ich fast jeden Tag Abkühlung im Pool suche und Weihnachten ist auch noch nicht in Sichtweite (es gibt ein bisschen, sehr wenig Weihnachtsdeko im shoprite in einer Ecke relativ weit hinten und das wars dann auch schon).

Gestern hatten wir in der Schule die Graduation Ceremony, also so was wie ne Zeugnisvergabe (es waren noch nicht die richtigen Zeugnisse) für die Siebtklässler, die jetzt die Grundschule verlassen, die Viertklässler, die jetzt zu den „Älteren“ gehören und der Reception 2, eine Art Vorschulklasse, die nächstes Jahr ihr erstes richtiges Schuljahr beginnen.

Die Zeremonie war eigentlich total schön, alle Schüler hatten spezielle Umhänge (ich weiß kein besseres Wort dafür an) und sind zur Bühne hin getanzt. Dann gab es einige Reden, ein paar Gedichte natürlich die Zertifikate und einen Kuchen, extra für diesen Anlass. Der wurde auch feierlich angeschnitten und alle Schüler und die Ehrengäste haben ein Stück bekommen.

noch bei der Vorbereitung
Höchste Konzentration beim Einlaufen

Alle Graduanten

Die Siebtklässler halten eine Rede über ihre Schulzeit,
alle haben sich auch bei ihren Lehrern bedankt für alles was sie ihnen beigebracht haben.


Anschließend wurde noch gegrillt, für die Kinder gab es eine Hüpfburg (mit sowas hätte ich hier irgendwie nie gerechnet) und es wurde getanzt. Die anderen Lehrer haben versucht mir das sambische Tanzen beizubringen, aber ich glaube ich habe mich wirklich dumm angestellt. Im Prinzip ist es gar nicht so schwer, man kreist und wackelt eigentlich die ganze Zeit mit der Hüfte und bewegt sich dabei langsam durch die Gegend. Meine Hüfte wollte nur leider nicht bewegt werden. Trotzdem war es aber total witzig und wir haben viel gelacht, die meiste Zeit glaub ich über meine gescheiterten Versuche meine Hüfte kreisen zu lassen. Selbst die Kinder können das alle schon echt super. Es hat aber trotzdem Spaß gemacht und ich finde es auch toll ein bisschen Kultur zu lernen.



Dann muss ich euch noch von unserem Stromausfall berichten. Eigentlich ist es total normal, dass immer mal wieder der Strom für einige Stunden ausfällt. Diese Woche hatten wir aber ganze VIER Tage am Stück keinen. Irgendwo in der Leitung (es gibt nur eine, die in den Norden und somit nach Kasama führt) war wohl durch einen Blitzeinschlag ein größerer Schaden entstanden, der sich nicht so einfach beheben ließ. Es gab Gerüchte, dass der Schaden eine fünf Kilometer lange Strecke betraf und die Leute aus Indien eingeflogen werden mussten um den Schaden zu beheben. Das ändert aber nichts daran, dass wir vier Tage lang keine Elektrizität hatten. Das bedeutet nicht nur kein Licht oder keinen normalen Herd (wir hatten einen Gasherd, der aber nach zwei Tagen den Geist aufgegeben hat), sondern auch kein fließendes Wasser, welches normalerweise ins Haus gepumpt wird. Also haben die Kinder ihre Hausaufgaben nachmittags draußen in der Sonne erledigt, abends saßen wir gemütlich im Kerzenlicht (das fand ich immer total schön). Der Abwasch wurde in einem großen Speißfass erledigt und alle mussten halt im Pool baden. Da können wir uns aber glücklich schätzen, dass wir einen Pool haben. In der Stadt hat man überall noch mehr Frauen als sonst mit Wassergefäßen auf dem Kopf gesehen und die Bäckerei konnte auch kein Brot mehr backen. Als erstes kam der Strom dann auch im Zentrum wieder zurück, sodass die Geschäfte und die Tankstelle versorgt waren. Dann kam der Strom auch zu uns und einen Tag später war er an der Schule. Mittlerweile ist ganz Kasama wieder versorgt. Es ist hier zwar relativ gewöhnlich, das schon mal der Strom ausfällt, aber für so lange Zeit wohl schon seit einigen Jahren nicht mehr. Da fällt einem erstmals auf, wie abhängig wir eigentlich vom Strom sind, obwohl wir hier schon „enthaltsamer“ leben, im Vergleich zu Deutschland. Kochen überm Feuer ist hier noch nicht ganz aus der Mode gekommen, sodass wir immerhin was Warmes zu essen hatten. Und auch wenn es vielleicht die ein oder andere Unannehmlichkeit mit sich gebracht hat war es für mich eigentlich eine ganz schöne Erfahrung.

Liebe Grüße

Anne

18. November 2016

Regenzeit


Hallo miteinander,

Diese Woche hat endlich die Regenzeit begonnen (das ist für sambische Verhältnisse recht spät), dass heißt, das es seit sechs Monaten das erste Mal wieder regnet. In der Zeit dazwischen fällt kein einzigster Tropfen vom Himmel, das ist echt krass, erklärt aber die Freude von allen (mich eingeschlossen) über den ersten Schauer.

Letzte und vorletzte Woche war es immer recht heiß, so um die 35 Grad, da hat es dann spätnachmittags oder abends mal geregnet. Die Wirkung ist erstaunlich, sobald der Regen einsetzt kühlt es ab, aber nicht nur ein bisschen sondern um 10-15 Grad, wir haben also nach einem Schauer angenehme Temperaturen von 23 oder 25 Grad. Das ist wahrlich eine Wohltat, auch wenn die Kinder und manche Sambier meinen sie würden jetzt frieren und sich Pullover und Schals anziehenJ.

Dennoch freuen auch sie sich, beim ersten Regen sind alle Kinder draußen durch die Gegend gesprungen, also bis es dann richtig losging. Der Regen kommt hier schlagartig, gestern hat es zum Beispiel richtig gestürmt. Es hat sinnflutartig geschüttet und gewittert. Wir hatten keinen Strom, so haben wir es uns halt mit Kerzen gemütlich gemacht und mit dem Geräusch des Regens einzuschlafen ist auch etwas was ich schon vermisst habe.

In der Stadt sind bei Regen alle Straßen überflutet und der ganze Abfall und Dreck (Straßen oder Straßengräben werden hier nicht gesäubert, es gibt auch keine Müllabfuhr) wurde mit geschwemmt. Dafür fängt aber auch alles an zu grünen, was einfach wundervoll ist und so langsam kommen auch die ersten Zugvögel hier an. Das hat mich zuerst total überrascht, ist aber eigentlich logisch. Es ist trotzdem irgendwie seltsam, das die Vögel hier ihren Winter verbringenJ.

Was hier auch noch anders ist, es gibt keine Blitzableiter. Bei Gewitter sollte man nicht unbedingt nach draußen gehen und den Kontakt zu Wasser generell vermeiden. Also wird nicht gebadet, oder sich gewaschen und auch nicht gespült, das ist schon komisch, weil ein Gewitter in Deutschland ja eigentlich überhaupt keine Einschränkungen mit sich bringt. Die Kinder haben auch Angst davor vom Blitz getroffen zu werden. Beim ersten Donner während der Pause in der Schule haben viele angefangen zu schreien und alle sind sofort in ihre Klassen zurück gekommen, auch das war mir fremd, aber ich kann es verstehen, da es hier durchaus schon mal vorkommt, dass jemand vom Blitz getroffen wird, wenn auch nicht unbedingt in der Stadt, sondern eher etwas außerhalb, wo es keine Häuser gibt.

Zu den Häusern auch noch ein kurzer Satz. Haus ist hier alles, was annähernd Ähnlichkeiten mit einem besitzt. Außerdem ist das gewöhnliche Haus eben, es gibt also keine Etagen. Den Kindern habe ich mal ein Bild von unserem Haus in Deutschland gezeigt und sie waren total begeistert und haben gefragt, ob das Haus auch Treppen innen drin hat. Der Grund dafür, dass es hier keinen ersten Stock gibt könnte da liegen, das es einmal hier echt große Grundstücke gibt, jeder hat nen riesigen Garten und es gibt viele unbebaute Flächen in – und außerhalb der Stadt, zum anderen sind die Dächer hier nicht wirklich stabil, sodass ich mir nicht vorstellen kann, dass darauf jemand laufen, beziehungsweise wohnen kann.

Das wars erstmal wieder von mir, bis bald

Anne

8. November 2016

Ich bin in Afrika


Hallo Zusammen,

Ich möchte euch heute nochmal einige allgemeine Sachen über Sambia und mein Leben erzählen, den Rest lest ihr am besten selbst. (Ich habe auch versucht ein paar Fragen zu beantworten) Dabei muss ich betonen, das es sich schon komisch anfühlt zu sagen, ich bin in Afrika, weil man damit im Kopf so viele Dinge verbindet, die teilweise, aber keinesfalls und auch nicht überall zutreffen.

Erste Sache, Strom und Wasser. Strom gibt es hier in den meisten Häusern, allerdings heißt das nur, dass man an ein Stromnetz angeschlossen ist, nicht, das man auch Strom zu Hause hat. Je nachdem wo genau man wohnt hat man öfter oder seltener Strom. Bei mir kommt es ein bis mehrmals pro Woche vor, das wir keinen Strom haben. Wir sind aber darauf eingerichtet, gegessen wird dann halt im Kerzenschein, zum Kochen haben wir zusätzlich noch einen alten Gasherd, die meisten anderen Leute kochen aber bei Stromausfall am offenen Feuer vor ihrem Haus.

Wasser ist da schon schwieriger. Aber auch da bin ich ganz gut versorgt. Die meisten Häuser haben einen Wassertank, in den Dörfern gibt es meistens einen Brunnen mit Pumpe, wir haben hier fließendes Wasser, also einen eigenen kleinen Brunnen, dessen Leitung ins Badezimmer und die Küche führt. Aber auch da kommt nur kaltes Wasser raus, warmes Wasser zum Baden (Dusche gibt es auch bei uns keine) wird hinterm Haus über einem Feuer erhitzt und dann tragen wir es in Eimern ins Badezimmer, wo es dann mit kaltem Wasser gemischt wird. Hier ist aber dann auch immer Wasser sparen angesagt, denn es gibt nicht unendlich viel Wasser und alle müssen sauber werden, also ist die Badewanne meist nur zehn bis zwanzig Zentimeter gefüllt. (Es ist erstaunlich, wie wenig Wasser man eigentlich braucht). Das Wasser aus dem Wasserhahn ist aber letzten Endes auch nicht so sauber, das man es bedenkenlos trinken kann, deshalb kochen wir das Trinkwasser immer erst ab und füllen es dann in einen Krug, aus dem sich alle bedienen können.

Mit der Kommunikation ist es auch etwas anders. Ein Haus mit Festnetzanschluss habe ich noch nicht gesehen (tatsächlich ist das Telefonbuch von gesamt Sambia nur zirka 2,5 cm dick). Dafür haben aber alle Sambier zwei (meist recht alte Tasten-) Handys. Zwei braucht man, da es zwei große Telefongesellschaften gibt, es gibt nicht überall Netz und außerdem bricht es oft zusammen, daher ist die Wahrscheinlichkeit welches zu bekommen einfach höher, wenn man bei beiden Anbietern ist. Mit dem Internet ist es dasselbe. Hier im Boardinghouse gibt es WLAN (das ist eigentlich auch eher selten), was aber nur funktioniert, wenn wir Strom haben und der Anbieter keine Probleme.

Wonach ich noch gefragt wurde ist das Essen, was bei mir ja sowieso ein eher kritisches Thema ist. Grundsätzlich gibt es dreimal täglich warmes Essen und für den „echten Sambier“ zählt eine Mahlzeit nur dann als Mahlzeit wenn der berüchtigte Nschima dabei ist J. Morgens gibt es also Porridge, das sieht aus wie ein brauner Brei, was auch aus Maismehl besteht. Mittags und abends gibt es „normales“ Essen, also meist Nschima oder Reis (seltener auch mal Nudeln oder Süßkartoffeln) mit Gemüse, hauptsächlich etwas das aussieht wie Spinat oder Kohl und manchmal auch Hühnchen oder Rindfleisch oder so, immer mit Knochen und meistens gekocht. Sambier essen eigentlich auch immer mit den Fingern, was etwas gewöhnungsbedürftig ist. Ich esse meistens mit Messer und Gabel und morgens esse ich Brot. Zu kaufen gibt es hier nur Weißbrot, aber wir backen dunkleres Brot selber, was ich super finde (natürlich nichts gegen Siegerländer Schwarzbrot).

Nächstes Thema sind Tiere die es hier so gibt. Spinnen gibt es einige, aber keine übermäßig großen oder giftige oder so. Nerviger sind kleine Käfer oder Kakerlaken, die sich immer mal wieder im Haus aufhalten, das wird jetzt zur Regenzeit auch etwas mehr. Dann gibt es noch die Fliegen, die noch nerviger sind. Vor allem in der Küche gibt es ziemlich viele und sie sind definitiv mutiger als deutsche Fliegen, denn sie fliehen erst wenn man sie quasi wegwischt. Dann gibt es auch Schlangen in Sambia. Irgendwo bei uns auf dem Grundstück ist wahrscheinlich eine Kobra, sie hat einen der Hunde angespuckt, der jetzt auf einem Auge blind ist und eine der Babykatzen geht wahrscheinlich auch auf ihre Rechnung, denn wir haben sie draußen tot aufgefunden. Deshalb darf man im Dunkeln nur noch mit Taschenlampe raus gehen und ein bisschen auf den Weg vor seinen Füßen achten. Das waren so die Tiere, die ungewollt hier leben. Ansonsten gibt es noch Hühner, die dürfen in keinem Haushalt fehlen (wir haben leider nur noch 6, die anderen 34 wurden geklaut), zwei Katzen und mittlerweile sechs Hunde (sehr zu meinem Leidwesen), die lieben es an den Füßen zu lecken. Das sind eigentlich alles ganz gewöhnliche Haustiere, wir waren aber auch schon bei jemandem, der sich zwei Zebras hält, das ist echt komisch und mega cool.

Und noch eine letzte Sache, dann wars das auch wieder(sorry, dass es schon wieder so lang geworden ist). In Sambia wird grundsätzlich erstmal jede Strecke zu Fuß bewältigt. Egal ob in die Stadt zum einkaufen (ja, man schleppt alles eigenhändig) zu Freunden (zu Hannah laufe ich so 35-45 Minuten), viele Kinder laufen auch zur Schule (meistens auch barfuß) und die Erwachsenen zu ihrer Arbeit (wenn sie denn eine haben). Autos sind hier noch was besonderes, weshalb sie auch so lange fahren, bis sie auseinander brechen und immer vollgepackt sind. Fahrräder gibt es ein paar mehr, sie haben meistens keine Bremse (Klingeln gibt es sowieso nicht) und werden oft genutzt um Kohle oder Holz in die Stadt oder die Dörfer zu befördern (auch hier wird immer etwas mehr als vollgeladen). Meine Schule hat wie manche Privatschulen einen Schulbus, verpasst ein Kind diesen kann es aber trotzdem sein, das eine Mutter ihre 8-jährige Tochter 40 Minuten alleine quer durch die Stadt zur Schule laufen lässt. Das finde ich echt hart und noch heftiger ist, das die Mutter dann auch noch in die Klasse kann und gemeint hat ihre Tochter wäre ja auch dumm und müsste deshalb schon mal bestraft werden. In solchen Momenten fühlt man sich als einfache Freiwillige schon etwas hilflos und ich bin echt überglücklich, das es so was zumindest in Deutschland nicht gibt und das es auch hier wie auch das Schlagen wenigstens langsam weniger wird (dazu an anderer Stelle mehr).

Das waren jetzt mal ein paar Punkte, die meinen Alltag in Sambia so ausmachen und die euch vielleicht ein Stückchen mehr vermitteln was es heißt in Afrika zu sein und was es auch nicht heißtJ

Liebe Grüße

Anne