8. November 2016

Ich bin in Afrika


Hallo Zusammen,

Ich möchte euch heute nochmal einige allgemeine Sachen über Sambia und mein Leben erzählen, den Rest lest ihr am besten selbst. (Ich habe auch versucht ein paar Fragen zu beantworten) Dabei muss ich betonen, das es sich schon komisch anfühlt zu sagen, ich bin in Afrika, weil man damit im Kopf so viele Dinge verbindet, die teilweise, aber keinesfalls und auch nicht überall zutreffen.

Erste Sache, Strom und Wasser. Strom gibt es hier in den meisten Häusern, allerdings heißt das nur, dass man an ein Stromnetz angeschlossen ist, nicht, das man auch Strom zu Hause hat. Je nachdem wo genau man wohnt hat man öfter oder seltener Strom. Bei mir kommt es ein bis mehrmals pro Woche vor, das wir keinen Strom haben. Wir sind aber darauf eingerichtet, gegessen wird dann halt im Kerzenschein, zum Kochen haben wir zusätzlich noch einen alten Gasherd, die meisten anderen Leute kochen aber bei Stromausfall am offenen Feuer vor ihrem Haus.

Wasser ist da schon schwieriger. Aber auch da bin ich ganz gut versorgt. Die meisten Häuser haben einen Wassertank, in den Dörfern gibt es meistens einen Brunnen mit Pumpe, wir haben hier fließendes Wasser, also einen eigenen kleinen Brunnen, dessen Leitung ins Badezimmer und die Küche führt. Aber auch da kommt nur kaltes Wasser raus, warmes Wasser zum Baden (Dusche gibt es auch bei uns keine) wird hinterm Haus über einem Feuer erhitzt und dann tragen wir es in Eimern ins Badezimmer, wo es dann mit kaltem Wasser gemischt wird. Hier ist aber dann auch immer Wasser sparen angesagt, denn es gibt nicht unendlich viel Wasser und alle müssen sauber werden, also ist die Badewanne meist nur zehn bis zwanzig Zentimeter gefüllt. (Es ist erstaunlich, wie wenig Wasser man eigentlich braucht). Das Wasser aus dem Wasserhahn ist aber letzten Endes auch nicht so sauber, das man es bedenkenlos trinken kann, deshalb kochen wir das Trinkwasser immer erst ab und füllen es dann in einen Krug, aus dem sich alle bedienen können.

Mit der Kommunikation ist es auch etwas anders. Ein Haus mit Festnetzanschluss habe ich noch nicht gesehen (tatsächlich ist das Telefonbuch von gesamt Sambia nur zirka 2,5 cm dick). Dafür haben aber alle Sambier zwei (meist recht alte Tasten-) Handys. Zwei braucht man, da es zwei große Telefongesellschaften gibt, es gibt nicht überall Netz und außerdem bricht es oft zusammen, daher ist die Wahrscheinlichkeit welches zu bekommen einfach höher, wenn man bei beiden Anbietern ist. Mit dem Internet ist es dasselbe. Hier im Boardinghouse gibt es WLAN (das ist eigentlich auch eher selten), was aber nur funktioniert, wenn wir Strom haben und der Anbieter keine Probleme.

Wonach ich noch gefragt wurde ist das Essen, was bei mir ja sowieso ein eher kritisches Thema ist. Grundsätzlich gibt es dreimal täglich warmes Essen und für den „echten Sambier“ zählt eine Mahlzeit nur dann als Mahlzeit wenn der berüchtigte Nschima dabei ist J. Morgens gibt es also Porridge, das sieht aus wie ein brauner Brei, was auch aus Maismehl besteht. Mittags und abends gibt es „normales“ Essen, also meist Nschima oder Reis (seltener auch mal Nudeln oder Süßkartoffeln) mit Gemüse, hauptsächlich etwas das aussieht wie Spinat oder Kohl und manchmal auch Hühnchen oder Rindfleisch oder so, immer mit Knochen und meistens gekocht. Sambier essen eigentlich auch immer mit den Fingern, was etwas gewöhnungsbedürftig ist. Ich esse meistens mit Messer und Gabel und morgens esse ich Brot. Zu kaufen gibt es hier nur Weißbrot, aber wir backen dunkleres Brot selber, was ich super finde (natürlich nichts gegen Siegerländer Schwarzbrot).

Nächstes Thema sind Tiere die es hier so gibt. Spinnen gibt es einige, aber keine übermäßig großen oder giftige oder so. Nerviger sind kleine Käfer oder Kakerlaken, die sich immer mal wieder im Haus aufhalten, das wird jetzt zur Regenzeit auch etwas mehr. Dann gibt es noch die Fliegen, die noch nerviger sind. Vor allem in der Küche gibt es ziemlich viele und sie sind definitiv mutiger als deutsche Fliegen, denn sie fliehen erst wenn man sie quasi wegwischt. Dann gibt es auch Schlangen in Sambia. Irgendwo bei uns auf dem Grundstück ist wahrscheinlich eine Kobra, sie hat einen der Hunde angespuckt, der jetzt auf einem Auge blind ist und eine der Babykatzen geht wahrscheinlich auch auf ihre Rechnung, denn wir haben sie draußen tot aufgefunden. Deshalb darf man im Dunkeln nur noch mit Taschenlampe raus gehen und ein bisschen auf den Weg vor seinen Füßen achten. Das waren so die Tiere, die ungewollt hier leben. Ansonsten gibt es noch Hühner, die dürfen in keinem Haushalt fehlen (wir haben leider nur noch 6, die anderen 34 wurden geklaut), zwei Katzen und mittlerweile sechs Hunde (sehr zu meinem Leidwesen), die lieben es an den Füßen zu lecken. Das sind eigentlich alles ganz gewöhnliche Haustiere, wir waren aber auch schon bei jemandem, der sich zwei Zebras hält, das ist echt komisch und mega cool.

Und noch eine letzte Sache, dann wars das auch wieder(sorry, dass es schon wieder so lang geworden ist). In Sambia wird grundsätzlich erstmal jede Strecke zu Fuß bewältigt. Egal ob in die Stadt zum einkaufen (ja, man schleppt alles eigenhändig) zu Freunden (zu Hannah laufe ich so 35-45 Minuten), viele Kinder laufen auch zur Schule (meistens auch barfuß) und die Erwachsenen zu ihrer Arbeit (wenn sie denn eine haben). Autos sind hier noch was besonderes, weshalb sie auch so lange fahren, bis sie auseinander brechen und immer vollgepackt sind. Fahrräder gibt es ein paar mehr, sie haben meistens keine Bremse (Klingeln gibt es sowieso nicht) und werden oft genutzt um Kohle oder Holz in die Stadt oder die Dörfer zu befördern (auch hier wird immer etwas mehr als vollgeladen). Meine Schule hat wie manche Privatschulen einen Schulbus, verpasst ein Kind diesen kann es aber trotzdem sein, das eine Mutter ihre 8-jährige Tochter 40 Minuten alleine quer durch die Stadt zur Schule laufen lässt. Das finde ich echt hart und noch heftiger ist, das die Mutter dann auch noch in die Klasse kann und gemeint hat ihre Tochter wäre ja auch dumm und müsste deshalb schon mal bestraft werden. In solchen Momenten fühlt man sich als einfache Freiwillige schon etwas hilflos und ich bin echt überglücklich, das es so was zumindest in Deutschland nicht gibt und das es auch hier wie auch das Schlagen wenigstens langsam weniger wird (dazu an anderer Stelle mehr).

Das waren jetzt mal ein paar Punkte, die meinen Alltag in Sambia so ausmachen und die euch vielleicht ein Stückchen mehr vermitteln was es heißt in Afrika zu sein und was es auch nicht heißtJ

Liebe Grüße

Anne

2 Kommentare:

Jonathan hat gesagt…

Hey Sis,
kann da jetzt schon jemand schwimmen?
LG Jonti

Markus Wieber hat gesagt…

Sehr hilfreich Anne!
Ich lese Deinen Blog (fast!) genauso gerne wie Hannahs.
VG, Markus Wieber