20. Oktober 2016

Ein erster Alltag

Hallo zusammen,
Auch wenn es mir noch nicht so ganz begreifbar ist hat sich mittlerweiloe zumindest unter der Woche eine Art Alltag eingeschlichen.
Jeden morgen um 5 Uhr 45 muss ich aufstehen, damit ich so um sechs gucken kann, ob die Kinder alle aufgestanden sind und sie sonst aus den Federn schmeißen.
Danach führt mich mein Weg in die Küche, wo ich anfange die Schulbrote für die Kiddies und mich zu schmieren und mir etwas zu essen zu machen. Zwischendurch gehe ich immer mal wieder gucken, wie weit die Kinder mit Anziehen, Betten machen, Aufräumen und so weiter sind (gelegentlich ist etwas zusätzliche Motivation nötig).
Zusammen mit den Kindern (die mittlerweile gesättigt, geschniegelt und geschniegelt = Schuluniform an und gekämmt) verlasse ich dann um Viertel nach sieben das Haus. An der Hofeinfahrt werden wir dann vom gelben Schulbus eingesammelt und zur Schule gebracht, wobei wir zwischendurch noch weitere Schüler einsammeln, die in ihren blau-gelben SChuluniformen an der Straße stehen.
In der Schule angekommen begebe ich mich zur Zweiten Klasse, wo ich mit Teacher Bridget ein paar Dinge vorbereite und dann die Kinder empfange. Montags treffen sich alle vorher noch, singen die Nationalhymne und Steph macht ein paar Ansagen zur Woche. In der Klasse begrüßen wir dann die Kinder nochmal, was jeden Morgen dasselbe ist:
"Good morning class", "Good morning teacher Ann", "How are you?", "Fine thank you and how are you?", "Fine thank you". Dann kommt die Ansage: "Hands together", die Kinder antworten mit "Eyes closed", und beten alle zusammen das Vater Unser. Erst dann beginnt der eigentliche Unterricht. Ich finde das eigentlich ganz gut und kann das Vater Unser auf englisch ebenso gut wie in deutsch.
Der Unterricht ist natürlich jeden Tag anders, es gibt einige Fächer, die wir auch haben, wie Mathe, Englisch oder Bemba. Dann gibt es aber auch Handwriting, mental math (das soll eigentlich dazu gut sein, ohne abzuzählen zu rechnen, funktioniert aber nicht) oder Topic (eine Art Sachunterricht). Dann gibt es natürlich noch Schwimmen, worauf ich ein Monopol besitze. Ich unterrichte alle Klassen von der Vorschule bis zur Siebten und auch wenn es immer noch ziemlich anstrengend ist und ich teilweise das Gefühl habe meine Stimme zu verlieren (vom vielen schreien) ist es doch das Schönste im Schulalltag zu sehen, wenn die Kinder Fortschritte machen:). Von 13.00 Uhr bis 14.00 Uhr ist Mittagspause, Steph fährt nach Hause und holt für die Boardingkids und mich Mittagessen. Das wird von der Köchin Alice vorbereitet und jeder hat seine eigene Lunchbox, in die Alice für mich auch immer eine Gabel legt. Die anderen Kinder bringen immer was von zu Hause mit.
Nachmittags besteht der Unterricht für die kleineren meistens aus der Möglichkeit Hasaufgaben zu machen, entspanntem Reli - oder Kunstunterricht oder AGs. Hier stehen Sachen wie Fußball und Schwimmen, aber auch Brettspiele im Angebot. Das ist total schön, denn die meisten Kinder kennen keine Brettspiele und haben auch noch nie gewürfelt. Für mich ist es eine gute Möglichkeit ihnen auch mal neue Spiele, wie Mensch Ärgere Dich Nicht oder Bagammon zu zeigen (auch die Lehrer kennen kaum ein Spiel außer Dame, was hier ziemlich populär ist oder "Snakes and ladders".
So gegen vier hat uns der Schulbus dann wieder zurück gebracht und ich kann mich etwas entspannen, die Kinder nutzen die Zeit natürlich zum spielen.
So um sechs wird es jeden Abend dunkel und die Kinder kommen rein um am großen Esstisch Hausaufgaben zu machen. Die werden nur zum Abendessen unterbrochen und meist ziemlich sorgfältig erledigt. Meine Aufgabe besteht darin zu helfen, zu überprüfen oder mir von den Kindern vorlesen zu lassen, denn sie bekommen regelmäßig Bücher mit nach Hause. Das ist für mich ganz schön und ein Junge, der dieses Term zum ersten Mal im Boardinghouse ist und am Anfang kaum ein Wort lesen kann (er ist in der vierten Klasse!) liest mittlerweile einfache Geschichten einigermaßen flüssig. Solche Chancen sich zu verbessern hätte er zu Hause nicht gemacht und es macht mich echt froh, zu erleben, wie er jede Woche besser wird.
Um Acht ist es dann für die ersten Kinder Zeit ins Bett zu gehen und auch ich bin ziemlich fertig, vom Tag. Ich begebe mich also auch auf mein Zimmer, lese noch etwas und falle dann wie ein Stein ins Bett.

Ich hoffe ihr könnt ein bisschen nachvollziehen, wie mein Tag so abläuft, es ist aber durchaus nicht jeden Tag exakt dasselbe, ich bin schließlich in Sambia, wo Spontanität die Regel ist.

Liebe Grüße
Anne

PS: Wenn irgendwer irgendwelche Fragen hat oder irgendwas wissen will, was ich jetzt nicht geschrieben habe, immer her damit.

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